Hildegards Weg nähert sich dem namensgebenden Höhepunkt – Bingen. Wie das Leben der Äbtissin, so beginnt auch die Etappe in ursprünglicher Abgeschiedenheit.
Entlang des Morgenbachs führt der Weg zunächst in Richtung der Morgenröte, um dann die Höhe zu erklimmen, wo einst ein keltischer Ringwall Schutz gewährte.
Vom finsteren Tal der Sonne und dem Rhein entgegen. Das Schweizerhaus bietet nicht nur Erfrischung, auch einen ersten wunderbaren Blick auf das Weltkulturerbe Mittelrheintal.
Das rheinische Schiefergebirge unter den Füßen führt der Weg nach Süden. Immer wieder zeigt sich dem Auge die Lebensader Fluss. Der war einst mehr als ein Transportweg für Güter, Menschen und Nachrichten, er versorgte die Bevölkerung mit Nahrung im Überfluss. Noch im 19 Jahrhundert jammerten die Kinder viele Anrainer, wenn es schon wieder Fisch/Lachs gab.
Dass auch ein Abstieg seine Tücken und Beschwernisse hat, merkt der Pilger kurz vor dem Ziel. Hier auf dem schmalen, steilen Fußpfad sind gutes Schuhwerk und Trittsicherheit von Nutzen. Die Ankunft auf dem Rupertsberg ist zunächst ernüchternd. Von Berg und Kloster keine Spur – für die freie Fahrt der Eisenbahn gesprengt. Stellvertretend heißt die Hildegard Gedächtniskirche den Pilger willkommen. Wer die Lage von Kloster Disibodenberg und Rupertsberg vergleicht, dem fällt auf, dass beide dort liegen, wo zwei Flüsse sich küssen. Das mit dem Berg hingegen war wohl mehr ein religiöses Statement und keine geographische Lagebeschreibung.