„Bildung für ein gelingendes Leben“ steht an der Eingangstür des Katholischen Bildungswerkes, und ich hab immer gedacht, dass das ein schwacher Spruch ist. Jetzt aber, da ich mich mit dem Lebenswerk meines Vaters beschäftige, da ich selbst älter werde und mehr darüber nachdenke, was aus meinem eigenen Lebenswerk wird, beginne ich die Sache mit anderen Augen zu sehen.
„Jeder ist seines Glückes Schmied“, ist so ein anderer Spruch, der mir einfällt. Da regt sich allerdings mein sozialistisches Herz und sagt, dass natürlich die Bedingungen und der Kontext, in dem jemand gross wird und leben muss, vielleicht nicht allein, aber zumindest auch ausschlaggebend für das eigene Glück sind. Aber Glück, Glück, was ist das eigentlich? Die ganze Glücksphilosophie seit der Antike und bis hin zur amerikanischen Verfassung spricht davon. „Strebe danach glücklich zu sein!“ Was aber, wenn mir das nicht gelingt!? Was, wenn die äußeren Umstände, in denen ich lebe, elend sind oder wenn in meinem Leben ein Unglück das andere jagt!? Ist mein Leben dann nicht gelungen? Habe ich dann mein Leben verwirkt!?
Nein, Glück allein kann nicht der Maßstab für ein gelingendes Leben sein, zumindest nicht Glück im Sinne von Fortune. Vielleicht aber ein Glück, dass aus einer inneren Zufriedenheit darüber erwächst, was wir aus unserem Leben und den uns in unserem Lebenskontext gegebenen Möglichkeiten machen. Was wir aus unseren Begabungen machen oder auch nicht machen, wie wir unsere Fähigkeiten schulen und weiter entwickeln, ob wir unsere Talente nicht nur selbstverständlich hinnehmen, sondern als eine (gottgegebene!?) Gabe wertschätzen, die uns Aufgabe zugleich ist.
Wenn ich über den Tellerrand von Menschen hinaus denke, die in ihrem privaten Leben glücklich sind, und an grosse Menschen denke, die scheinbar am Ende mit ihrem Lebenskampf gescheitert sind, wie Sophie Sondhelm oder Dietrich Bonhoeffer, dann weiss ich das gelingendes Leben und sogar dass echtes inneres Lebensglück nicht nur mit dem äußeren Gelingen des Lebens zusammenhängt. Vielmehr hängt es mit der Frage zusammen, ob wir die Kraft, den Mut und den Willen aufbringen, um unserem Lebensauftrag zu folgen.
Dann nämlich, wenn wir diesem Pfad folgen, wenn wir es nicht scheuen das Ziel der Heiligkeit mitten in unserem eigenen Schlamm zu verfolgen, dann wird unser Leben gelingen.